Laura Loomer und die nationale Sicherheit der USA
Willkommen in der bizarren Welt des Weißen Hauses
Am 02. April ereignet sich ein bemerkenswerter Vorgang im Weißen Haus, der viel über das Wesen der zweiten Amtszeit von Donald Trump aussagt. An diesem Tag kommt Laura Loomer ins Oval Office, um einen direkten Termin mit dem Präsidenten der USA wahrzunehmen. Loomer ist eine 31 Jahre alte Internet-Persönlichkeit, die ihr beträchtliches Einkommen im Kern damit erzielt, dass sie sich als ultraloyale MAGA-Anhängerin verkauft. Sie hat keinerlei Stellung in der Administration, sondern ist als reine Privatperson in Weiße Haus gekommen. Laura Loomer ist auch nicht für Fachkenntnisse auf irgendeinem Gebiet bekannt. Insbesondere verfügt sie weder über Kenntnisse noch über irgendwelche Erfahrungen in Fragen der nationalen Sicherheit, wie Militär, Strategie, Spionage, Bedrohungslage der USA, einschlägige Gesetze usw.
Ziel des Termins ist, dass sie mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Liste durchgeht, die sie mitgebracht hat und auf der die Namen von hochrangigen MitarbeiterInnen der Sicherheitsbürokratie der USA stehen. An dem Treffen nehmen teilweise auch Susie Wiles, Stabschefin im Weißen Haus, Vizepräsident Vance, Handelsminister Lutnick, Sicherheitsberater Waltz, der republikanische Abgeordnete Scott Perry und der Personalchef des Weißen Hauses, Sergio Gor, teil. Einen Tag später werden sechs hochrangige Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrats, also der Abteilung, die Waltz leitet, mit sofortiger Wirkung entlassen. Am Tag darauf folgen Timothy Haugh, der Chef der NSA, dem mächtigsten Geheimdienst der Welt, und seine Vertreterin, Noble. In Washington kursieren Vermutungen, dass weitere Entlassungen folgen werden.
Es ist inzwischen klar, dass diese Rauswürfe auf die Initiative von Loomer zurückgehen. Sie selbst brüstet sich kaum verdeckt damit auf X. Das einzige Kriterium, das sie offenbar angelegt hat, war, ob die betroffenen Personen MAGA-Loyalisten sind oder nicht. Bei Haugh, einem Profi mit jahrzehntelanger Erfahrung im Sicherheitsapparat, hat es ausgereicht, dass sich der damalige Stabschef der US-Streitkräfte, Mark Milley, für ihn ausgesprochen und Biden ihn ernannt hat. Zu Haugh schreibt sie am 04. April auf X (Hervorhebung von mir):
As a Biden appointee, General Haugh had no place serving in the Trump admin given the fact that he was HAND PICKED by General Milley, who was accused of committing treason by President Trump. Why would we want an NSA Director who was referred to Biden after being hand selected by Milley, who told China he would side with them over Trump!?!? The vetters should have been more critical (…)
I’m working hard to protect President Trump and the integrity of US National Security. All Obama and Biden appointees in intel appear to lack integrity and lack the moral clarity to not weaponize their positions. Do we really need a repeat of the first admin to learn this lesson again? No, we do not. Thus, all Biden and Obama holdovers need to be fired. Goodbye, General Haugh. Vetting matters.
Eine MAGA-Aktivistin ohne jegliche Kenntnisse, Erfahrung und Position bringt mühelos den Chef der NSA, einen Vier-Sterne-General, zu Fall. Ich kann gar nicht genug unterstreichen, wie besorgniserregend das ist. In einer normal funktionierenden Regierung ist ein solcher Vorgang nicht vorstellbar, aber in den USA unter Trump. Was zeigt uns dieser Vorgang konkret?
Erstens, wie schon in Trumps erster Amtszeit, ist der Zugang zum Präsidenten völlig ungeordnet. Eine 31-Jahre alte Privatperson hat unter normalen Umständen nichts beim Präsidenten der USA zu suchen. Leute scheinen zudem während der Termine von Trump einfach rein und raus zu wandern und nehmen dann am jeweils laufenden Treffen teil, auch solche Personen, die, wie Lutnick oder Perry, mit der zu diskutierenden Fragestellung gar nichts zu tun haben, aber zum MAGA-Kosmos gehören. Dass direkt vor dem Oval Office Trumps hochproblematische Assistentin, Natalie Harp, sitzt, die Trump vorbei an allen regulären Strukturen unentwegt mit Inhalten aus rechtsextrem und verschwörungstheoretisch orientierten Webseiten versorgt und starken Einfluß auf den Zugang zum Präsidenten hat, kann dieses Chaos nur verstärken.
Zweitens, der Präsident der USA, ist bereit, seine Personalpolitik nicht am Rat von Fachleuten zu orientieren, sondern auf Figuren zu hören, deren Realitätsbindung selbst in MAGA-Kreisen angezweifelt wird. Wir können nicht darauf vertrauen, dass es bei anderen, gewichtigeren Fragen anders ist.
Drittens, jegliche Bändigung von Trump ist vorbei. In seiner ersten Amtszeit war bis kurz vor Schluss immer jemand da, der Trump vom Schlimmsten abhalten konnte. Das ist nicht mehr so. Eigentlich wäre dies die Aufgabe von Susie Wiles, seiner Stabschefin, aber der Vorgang um Loomer bzw. die Position von Harp wecken erhebliche Zweifel, dass sie dazu willens oder in der Lage ist.
Und viertens, fachliche Kompetenz und Erfahrung spielen nicht mehr die geringste Rolle. Unbedingte Loyalität zum MAGA-Weltbild und zu Trump ist das einzige, was noch zählt. Die Berufungen von Kash Patel oder Peter Hegseth haben das bereits gezeigt, der Prozess der Auslese ist aber offensichtlich noch nicht am Ende.
Für Laura Loomer, stehen möglicherweise bald höhere Aufgaben an. Auf X fordern Groß-Accounts der MAGA-Welt, dass sie nach dieser erfolgreichen Woche jetzt das gesamte Weiße Haus von unzuverlässigen Elementen säubern soll. Diese Möglichkeit ist absolut realistisch, aber selbst wenn sie außerhalb der Regierung bleibt, werden sie und andere ähnliche Gestalten vom Rande der MAGA-Welt weiterhin direkten Einfluß auf die Präsidentschaft von Donald Trump ausüben.