Der Zustand der Demokratischen Partei ist ein Thema für sich. Aber in diesem Thema und seinen diversen Facetten steckt auch eine Nebenfrage: Wo, verdammt nochmal, sind die Ex-Präsidenten? Clinton und Biden sind m.E. aus Altersgründen entschuldigt. Bleibt Obama1, 63 Jahre alt, in bester Gesundheit, immer noch ein Star und mit der Gabe des Wortes gesegnet. Warum ist er so still, während Donald Trump das Land in Schutt und Asche legt?

Ich habe es lange nicht verstanden. Der einfachste Grund ist natürlich der post-präsidentielle Comment. Man äußert sich nicht über seine Nachfolger. Und gerade Obama mit seinem ausgeprägten Gefühl für geschliffene Umgangsformen dürfte es schwer fallen, sich über dieses Gebot hinwegzusetzen.
Nun erfordern besondere Zeiten auch besondere Handlungen, und vielleicht wäre mal die Zeit gekommen, sich über Fragen der Etikette hinwegzusetzen. Der eigentliche Grund ist - nach meinem Gefühl - allerdings ein völlig anderer.
Nehmen wir an, Obama gäbe CBS ein einstündiges Interview, in dem er Trump und seine Regierung offen angreift. Um das Maß voll zu machen, geht er danach auf eine Redetour durch mehrere Bundesstaaten. Das Echo in den Medien wäre, euphemistisch gesagt, gigantisch. Fernsehberichterstattung rauf und runter, ein Kommentar nach dem anderen, Social Media explodiert. Und Obama wäre automatisch wieder die Führungsfigur einer Partei, die es bisher nicht geschafft hat, eine kohärente Antwort auf Trump zu finden. Je schwächer die Partei ist, desto größer wäre dieser Effekt.
Und das geht nicht. Obama ist die Vergangenheit seiner Partei, nicht die Zukunft. Er kann nicht zur nächsten Präsidentenwahl antreten, genauer, er wird bei überhaupt keiner Wahl mehr kandidieren. Sobald er öffentlich gegen Trump auftritt, zieht er damit Aufmerksamkeit weg von den Politikern der Demokraten, die eine Führungsrolle in der Partei nicht nur übernehmen wollen, sondern auch müssen. Sie müssen sich jetzt an ihm messen, möglicherweise sogar seine Zustimmung für ihre Kandidaturen abholen. Er hätte vielleicht Trump ein paar Schläge versetzt, und damit für Jubel bei den Zuschauern gesorgt, aber er würde nachhaltig seine Partei und die Personen - von Buttigieg bis AOC -, die bereit sind, die Demokraten aus ihrem Tal der Tränen wieder herauszuführen, schwächen.
Den Demokraten bleibt kein anderer Weg, als sich Stück für Stück wieder nach oben zu arbeiten und sich in diesem Prozess allmählich inhaltlich und personell zu sortieren. Obama hat damit nichts mehr zu tun. Es ist gut und richtig, wenn er schweigt.
Und Bush, den ich ignoriere.
Was ist mit Michelle Obama?